Baubiologie
Als Baubiologin verfolge ich das Ziel, baubiologische und baufachliche Kenntnisse aus ökologischer und ganzheitlicher Sicht zu vermitteln, um ein gesundes, menschenwürdiges und ökologisch intaktes Wohnumfeld zu schaffen.
Die Baubiologie wird definiert als die „Lehre von der ganzheitlichen Beziehung zwischen dem Menschen und der Wohnumwelt“.
Das Berufsfeld Baubiologie ist fachübergreifend und ganzheitlich ausgerichtet.
Bau = das Haus, das Nest
Bios = (griech.) Leben, belebte Welt
Logos = natürliche Ordnung, Harmonie, Vernunft
Zusammengefasst: der Raum, in dem wir Leben, in natürlicher Ordnung.
Bio und Öko
Die Baubiologie bedeutet Schutz des in Häusern lebenden Menschen vor umweltbedingten Gesundheitsgefahren, wie z. B. Strahlen, Gifte, Keime.
Die Bauökölogie bedeutet Schutz der Natur und Umwelt beim Bau und Betrieb eines Hauses bei der Herstellung, Verarbeitung und Entsorgung.
Der Idealfall ist ein biologisch einwandfreies Haus, ohne dass die BewohnerInnen durch Strahlen und Schadstoffe gefährdet werden, sowie auch ein ökologisch einwandfreies Gebäude durch die Auswahl der Baustoffe. Welches der gangbare biologisch wie ökologisch verantwortungsbewusste Weg ist, muss von Fall zu Fall mit Vor- und Nachteilen, Kosten und Nutzen abgewogen werden.
Grundregeln der Baubiologie
Es gibt 25 Grundregeln der Baubiologie. Diese setzen sich aus 5 Blöcken unterschiedlicher Themenbereiche zusammen. Jedes Thema wird kurz zusammengefasst.
Baustoffe und Schallschutz
1. Baustoffe natürlich und unverfälscht
Die vorzugsweise Nutzung natürlicher Baustoffe hat viele Vorteile. Natürliche Materialien sind vielfältig vorhanden, können umweltverträglich produziert, kompostiert oder recycelt werden. Sie wirken sich positiv auf ein gutes Raumklima aus und sind in der modernen als auch in der traditionellen Architektur zuhause. Beispiele sind Lehm, Kalk, Holz, Hanf, Zellulose und Kork.
2. Geruchsneutral oder angenehmer Geruch ohne Abgabe von Giftstoffen
Da Gerüche sehr unangenehm und lästig sein können, trägt dies auch zur Verunsicherung von NutzerInnen bei, da diese auf Schadstoffe hinweisen können. Auch baubiologische Materialien können einen intensiven Eigengeruch haben (z. B. ätherische Öle, Hanf, Jute, Kork). Gerüche sind subjektiv, von daher sollten die Materialien vor dem Kauf auf eigene Empfindlichkeit hin getestet werden.
3. Verwendung von Baustoffen mit geringer Radioaktivität
Radioaktivität entsteht durch Produktionsprozesse oder ist regional bedingt. Fragen Sie nach Prüfzertifikaten und achten Sie bei Gebieten mit erhöhten Radonkonzentrationen auf eine dichte Bodenplatte.
4. Orientierung des Schall- und Vibrationsschutzes am Menschen
Unzureichende Lärm- uns Schallschutzmaßnahmen am Gebäude können zu Stress führen. Richtig geplant und ausgeführt, kann durch die Auswahl schalldämmender Baustoffe und Konstruktionen sowohl ein guter Körper- als auch Luftschallschutz erreicht werden.
Raumklima
5. Natürliche Regulierung der Raumluftfeuchte unter Verwendung feuchteausgleichender Materialien
Mit den Jahreszeiten verändern sich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und auch das Lüftungsverhalten. Für ein dauerhaft ausgewogenes Raumklima sorgen eine gute Belüftung und Materialien, die in der Lage sind, vorhandene Raumfeuchte aufzunehmen und wieder abzugeben. Natürliche Materialien können dies hervorragend und haben, wie z. B. Kalk, den Vorteil, Schimmelpilzschäden vorzubeugen.
6. Geringe und rasch abklingende Neubaufeuchte
Durch unterschiedliche Bauarten wird in einen Baukörper Feuchtigkeit eingebracht. Um daraus folgende Schimmel und Bakterienwachstum zu verhindern, sollte der Feuchteeintrag minimiert und das Gebäude so schnell wie möglich getrocknet werden. Das kann durch Abdeckarbeiten, Heizen und Lüften in der Bauphase und ganz speziell nach dem Einzug geschehen.
7. Ausgewogenes Maß von Wärmedämmung und Wärmespeicherung
Das richtige Zusammenspiel von wärmedämmenden und wärmespeicherden Baustoffen ermöglichen die bestmögliche Nutzung der vorhandenen Wärmeenergie und zeichnet sich durch ein gutes Enegieeinsparpotenzial aus.
8. Optimale Oberflächen- und Raumlufttemperaturen
Durch die Auswahl der Baustoffe sowie durch die Art der Heizung können behagliche Oberflächentemperaturen erreicht werden. Mit einem gut ausgeklügelten Konzept kann Energie gespart und Feuchteschäden vorgebeugt werden.
9. Gute Luftqualität durch natürlichen Luftwechsel
Regelmäßiges Stoß- und Querlüften bringt frischen Sauerstoff in Gebäude und reduziert Feuchtigkeit, Kohlenstoffdioxid und andere Schadstoffe. Es sollte immer für ausreichenden Luftwechsel mit natürlicher Frischluft gesorgt werden. Wo manuelles Lüften nicht möglich ist, sind optimal gesteuerte Lüftungsanlagen anzuraten.
10. Strahlungswärme zur Beheizung
Strahlungswärme kennen wir von der Sonne. Dieses natürliche Prinzip der Infrarotstrahlung kann auch bei Heizsystemen genutzt werden. Durch eine erwärmte Oberfläche bleibt im Gegensatz zu Konvektionsheizkörper eine sich negativ auswirkende Aufwirbelung von Staubteilchen im Raum aus. Strahlungswärme erweist sich in bauphysikalischer und raumklimatischer Sicht als ideal.
11. Das natürliche Strahlungsumfeld wenig verändern
Das natürliche magnetische Gleichfeld der Erde kann unter anderem durch Baustahl, Eisenarmierung, Heizkörper etc. verzerrt werden. Ebenso kann das auch durch Metalle in Möbeln passieren. Das sind z. B. Metallbetten, Federkernmatratzen, Lattenroste. Der Abstand zu den Metallelementen sollte mindestens 0,5 bis 1 Meter sein.
12. Ohne Ausbreitung elektromagnetischer Felder und Funkwellen
Hausinterne Verursacher des sogenannten Elektrosmogs sind meist stärker als externe Quellen. Mittels Netzfreischaltern, abgeschirmten Kabeln, Reduzierung von hauseigenen Funkanwendungen lassen sich in der Regel größtenteils unnötige Strahlenbelastungen vermeiden. Die negativen Auswirkungen von künstlichen, oft gepulsten Funkwellen sind vielfach belegt, wenngleich nicht immer offiziell anerkannt und in Grenzwerten berücksichtigt. Deshalb sollte im Sinne der Vorsorge die negativen Effekte reduziert werden, ohne auf den Komfort moderner Technik zu verzichten.
13. Weitgehende Reduzierung von Pilzen, Bakterien, Staub und Allergenen
Diese sind einerseits Bestandteile des natürlichen Lebens auf der Erde, andererseits können sie in Innenräumen zu gesundheitlichen Problemen führen. Deshalb müssen Feuchteschäden schnell und fachgerecht saniert werden. Die Zunahme an Feinstaub aus Kunststoffen in unserer Umwelt erfordert eine häufigere Haus- und Wohnungsreinigung. Auch deshalb sollten besser natürliche Materialien für den Innenraum gewählt werden.
Umwelt, Energie und Wasser
14. Minimierung des Energieverbrauchs unter weitgehender Nutzung erneuerbarer Energiequellen
Mit einer guten konzeptionellen Planung und Umsetzung für das gesamte Bauwerk kann der Energieverbrauch optimiert werden. Natürliche und erneuerbare Energien, wie Wasser, Wind, Sonne und Wärme aus dem Erdreich, sind meist ausreichend vorhanden und eignen sich insbesondere für eine unabhängige dezentrale Energieversorgung.
15. Baustoffe bevorzugt aus der Region ohne Raubbau an knappen und risikoreichen Rohstoffen
Regionale Produkte stärken die regionale Wirtschaft und sind durch kürzere Transportwege gut für die Umwelt. Knappe Rohstoffe sollten sehr sparsam genutzt werden. Vorteilhaft ist das Einsetzen von entsprechenden Alternativen. Das gilt auch für risikoreiche Rohstoffe, wie z. B. Tropenhölzer, Erdgas durch Fracking oder Atomstrom.
16. Umweltprobleme ausschließen
Alle Produkte sollten während des gesamten Lebenszyklus nicht zu Umweltproblemen führen.
17. Bestmögliche Trinkwasserqualität
Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist sehr gut und wird ständig kontrolliert. Eher problematisch sind die Wasserleitungen und/oder Wasserfilter im Haus. Eine optimale Trinkwasserzuleitung ist evtl. aus Kupfer oder Edelstahl. Es ist darauf zu achten, dass keine unterschiedlichen Metalle aus der Trinkwasserzuleitung miteinander vermischt werden und die hausinternen Wasserfilter gemäß der Herstellerangaben gewartet werden.
Raumgestaltung
18. Berücksichtigung harmonischer Maße, Proportionen und Formen
Das Beachten der Harmonielehre unter funktionellen Aspekten und der Berücksichtigung der NutzerInnen des Gebäudes erhöht das Wohlbefinden und die Freude am Wohnen.
19. Naturgemäße Licht-, Beleuchtungs- und Farbverhältnisse
In Innenräumen ist das natürliche Licht abgeschwächt und wird durch Kunstlicht unterstützt. Durch direkte und indirekte Beleuchtung und der Wahl guter Leuchtmittel kann das Tageslicht nachempfunden werden, und der Mensch kann ausreichend mit Licht versorgt werden.
20. Anwendung physiologischer und ergonomischer Erkenntnisse zur Raumgestaltung und Einrichtung
Individuell gestaltete und an die Körpergröße angepasste Arbeits,- Sitz- und Liegeflächen unterstützen die Körperhaltung optimal und beugen Fehlstellungen und daraus resultierenden Blockaden oder Schmerzen vor.
Bauplatz
21. Bauplatz ohne natürliche und künstliche Störungen
Einflüsse von außen können auch Wirkungen in Innenräumen haben. Geologische Störungen oder Radioaktivität sollten möglichst nur in natürlichem Maße vorkommen. Mögliche Emissionen, auch von Altlasten, Metallen oder Funkwellen, sollten vor Baubeginn abgeklärt werden.
22. Wohnhäuser abseits von Emissions- und Lärmquellen
Um Lärm und schlechte Luft vorzubeugen, ist es besser, Wohn- oder öffentliche Gebäude abseits von bekannten Emittenten zu planen und zu bauen.
23. Dezentralisierte, lockere Bauweise in durchgrünten Siedlungen
Der Mensch braucht Raum und Natur. Beide Aspekte sollten in einer humanen Siedlungskultur in Einklang gebracht werden.
24. Wohnung und Siedlung individuell, naturverbunden, menschenwürdig und familiengerecht
Das spricht für sich und kann nur durch bewusstes und verantwortungsvolles Planen und Bauen erreicht werden.
25. Keine sozialen Folgelasten verursachen
Wir sind für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und somit auch für die Zukunft der folgenden Generationen verantwortlich. Baubiologische Baustoffe sind schadstoffarm und können durch Kompostierung oder Recycling im natürlichen Stoffwechselkreislauf bestehen, ohne dies zu gefährden. Das ist im Sinne der Natur sowie des ökologischen Kreislaufs. Baubiologie ist ein klarer Beitrag zum Umweltschutz.